München aus der Sicht eines Illustrators: Sebastian Schwamm.

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München aus der Sicht eines Illustrators: Sebastian Schwamm.

München aus der Sicht eines Illustrators.

Sebastian Schwamm lebt in München und arbeitet als Editorial Illustrator. Er verfügt über ein beeindruckendes Talent für Cartoons und Szenen voller Farben und Lebendigkeit. Oft erschafft er komplexe, witzige und abstrakte Charaktere für Drucke, T-Shirts und vieles mehr.

Nachdem er kürzlich die Schlüsselkarten, Kulturbeutel und Regenschirme für das neu eröffnete Schwan Locke illustriert hat, verrät Sebastian uns seine Lieblingsplätze in München und spricht bei einem Negroni Sbagliato über seine kreative Blase und die Bedeutung von guter Musik.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?

In der Regel versuche ich, meinen Tag mit etwas Sport und einem gesunden Frühstück zu beginnen. Es klingt abgedroschen, aber diese Routine tut meiner geistigen und körperlichen Gesundheit richtig gut, vor allem in schwierigen Zeiten wie diesen. Nachdem ich die dringendsten E-Mails bzw. Direktnachrichten gelesen und beantwortet habe, lege ich mit meiner eigentlichen Arbeit los, indem ich ein bisschen Verwaltungskram abarbeite. Wenn das nicht unbedingt notwendig ist, stürze ich mich gleich auf den spaßigen Teil und lasse meiner Kreativität freien Lauf. Dazu kritzle ich entweder eine Weile ohne konkretes Ziel drauflos oder spiele mit bereits vektorisiertem Material aus meinem digitalen Baukasten herum. Ich ordne beispielsweise Elemente neu an oder färbe sie neu ein, um Ideen zu bekommen oder einfach nur den Algorithmus zu füttern. Danach bin ich dann zumeist in der richtigen Stimmung, um an Aufträgen oder persönlichen Projekten zu arbeiten. Also alles kein Hexenwerk! Da fällt mir ein – der richtige Soundtrack ist mir immer sehr wichtig. Meine lokale Empfehlung ist der fantastische Münchner Online-Radiosender Radio 80k. Liebe Grüße an das Team!

Wann hast du mit dem Zeichnen begonnen?

Ich habe als Kind komische Traktoren gezeichnet, um meinen Opa zu beeindrucken.

 

Was sind die wichtigsten Zutaten für eine Illustration von Sebastian Schwamm?

Ich würde sagen, satte Farben, klare Linien, eine Vorliebe für Raster und Muster, definitiv ein Haufen abstrakter und durchgeknallter Charaktere und eine große Portion Spaß. Meine Oma meinte einmal, dass ich anscheinend besessen davon bin, große Augen und Hände zu zeichnen. Die dürfen also auch nicht fehlen.

An welchen Orten findest du als Münchner Kreativer Ideen oder Inspiration?

Ich gehe sehr gern in Museen. Nicht nur in Kunstmuseen, sondern auch in wissenschaftliche. Wenn du z. B. cooles Charakterdesign der alten Ägypter sehen möchtest, kann ich dir das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst neben der HFF empfehlen. Als großer Filmfan gehe ich auch gern ins Kino, besonders in die kleineren, älteren Einrichtungen. 

Und es lohnt sich, einfach mit einem „Weg-Bier“ oder anderen Getränk deiner Wahl loszuziehen. Ich liebe es, Leute zu beobachten, sowohl jetzt als auch in Zeiten ohne Corona. Dabei kann ich immer gut abschalten und neue visuelle Impulse sammeln. Außerdem lernt man dabei zu schätzen, wie kompakt München ist. Es ist die perfekte Stadt für Erkundungstouren zu Fuß.

 

Wie würdest du die kreative Gemeinschaft in München beschreiben? Gibt es jemanden, den du uns vorstellen möchtest?

Meiner Meinung nach besteht München eher aus vielen kleinen kreativen Blasen als nur einer großen. Hier findet man definitiv viele Leute, die ziemlich coole Sachen machen, aber sie sind verstreuter als in anderen Städten. Dazu muss ich sagen, dass sich München nicht sonderlich Mühe gibt, eine große Kreativszene zu fördern, was u. a. an den teuren Mieten liegt. 

Ich würde euch gern Nina Bachmann ans Herz legen, deren farbenfrohe Arbeiten mir richtig gut gefallen, vor allem die anzüglicheren Werke. Schau sie dir an unter @ninamandariina.

„Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem wir echte Interaktionen schmerzlich vermissen, nicht nur aus sozialer, sondern auch aus kreativer Sicht.“

Sebastian Schwamm

Es muss schwierig gewesen sein, während des Lockdowns auf diese Verbindungen verzichten zu müssen. Wie ist es dir gelungen, weiterhin Inspiration zu finden und andere zu inspirieren (und dabei Spaß zu haben)?

Oh ja, das war es!  Ich würde an dieser Stelle gern eine coole, ermutigende Antwort geben, aber ehrlich gesagt fällt es mir nicht gerade leicht, in diesen seltsamen Zeiten motiviert und inspiriert zu bleiben. Und es wird immer schwieriger.

Vielleicht geht es nur mir so, aber während des ersten Lockdowns empfand ich eine Art angenehme Entschleunigung. Mir wurde etwas mehr Zeit geschenkt, um über bestimmte Dinge nachzudenken, alte Fäden wiederaufzunehmen usw. Aber ich glaube, wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem wir echte Interaktionen schmerzlich vermissen, nicht nur aus sozialer, sondern auch aus kreativer Sicht.

 

Welche Bars oder Clubs sollten wir besuchen, wenn wir wieder reisen dürfen und in München sind?

Und wenn die Clubs dann hoffentlich wieder geöffnet sind! 

Die Clublandschaft könnte ruhig etwas ... (vorsichtig ausgedrückt) spannender sein. Dennoch gibt es in München definitiv ein paar echt nette, coole Bars. Einer meiner Lieblingsorte ist das Komitee – eine sehr entspannte, angenehme und ungekünstelte Bar in der Nähe der Universität. Da gibt es gute Musik, eine schöne kleine Terrasse und erschwingliche Preise. Mein Lieblingsdrink (To Go): Negroni Sbagliato! Was will man mehr? Mist, ich hätte mich dafür bezahlen lassen sollen!

Meine weiteren Empfehlungen sind das VON&ZU, das schräg gegenüber dem Komitee liegt. Außerdem das Cucurucu und die Karotte Bar (donnerstags) im Bahnhofsviertel. Ich bin auch gern im guten (seeeehr) alten KILOMBO oder dem nicht so alten (und hoffentlich nach all den Lockdowns noch geöffneten) Schwarzen Dackel im Westend. Einige weitere Klassiker: Favorit Bar, Wedding Chapel, Geyerwally und so weiter und so fort. Für Konzerte würde ich auf jeden Fall den kleinen, aber immer sehr schönen Strom empfehlen. Ich erinnere mich gern daran, wie ich Kevin Morby dort gesehen habe, oder die österreichische Supergroup Boy Jürgens aus Wien. Für einen gepflegten Absturz würde ich das Zur Gruam wählen, vielleicht mit einem Abstecher zum Bahnwärter Thiel.

Und schließlich unsere vielleicht wichtigste Frage: Wenn du ein Nachtisch wärst, welcher wärst du dann?

Haha, eigentlich bin ich nicht so der Nachtischesser, aber wenn eines IMMER geht, dann ist es Eis! Vorzugsweise von Punto Gelato hier aus der Nachbarschaft.


Mehr über Sebastian.

Auf Sebastians Instagram kannst du mehr über seine Arbeit erfahren.

@sebastian_schwamm

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