Es ist offiziell ein Jahr her, seit wir unser erstes Hotel in München eröffnet haben. Angesichts der vielen Ereignisse in der Stadt und zahlreichen Begegnungen mit verschiedenen Kreativen haben wir die Gelegenheit genutzt, um mehr über einige unserer Langzeitgäste zu erfahren und einen Blick auf ihre Karrieren und Sehnsüchte zu werfen.
Xaya wohnt seit einigen Monaten im Schwan Locke und hat sich bereit erklärt, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Als Musikerin und General Music Assistant nutzt Xaya das Schwan Locke als Basis, während sie beruflich in der Stadt umherreist. Ihre Leidenschaft für die Musik ist eine echte Inspiration. Uns erzählt sie mehr über ihre Vergangenheit und darüber, wie sie ihren Weg in die Musikbranche beeinflusst hat.
Wo bist du aufgewachsen und wie hat sich das auf deine Zeit in München ausgewirkt?
Ich wurde in Buenos Aires, Argentinien, geboren, aber meine Familie und ich sind nach der Krise in Argentinien 2001 nach Deutschland gezogen.
Bevor ich mich am Stadtrand von München niedergelassen habe, lebte ich mit meiner Familie in Düsseldorf. Es waren sehr schwierige Zeiten für uns alle, die viele Veränderungen mit sich gebracht haben. Vieles habe ich vergessen, aber eine meiner ersten Erinnerungen war, dass ich Nutella zum Frühstück bekam. Aber manchmal bevorzuge ich immer noch „Dulce de leche“. In einem anderen Kulturkreis aufgewachsen zu sein machte es mir jedoch schwer, mich einzufügen. Ich war ein sehr ruhiges und schüchternes Kind.
Das Schulsystem in Deutschland ist ganz anders als in anderen Ländern. Ich glaube nicht, dass es viel Raum für eine Abweichung von der Norm lässt. Wenn man zufällig anders ist, wird man automatisch in die hinteren Reihen der Klasse gesetzt und muss dann selbst schauen, wie man da wieder rauskommt. Meiner Mutter war Bildung sehr wichtig, daher fiel es ihr schwer, meine „pädagogischen“ Misserfolge zu sehen. Schließlich hatte ich das große Glück, ein Mädcheninternat besuchen zu dürfen, wo ich Zuflucht in der Musik suchte. Da begann ich, meine Leidenschaft dafür zu entdecken. Ich sang im Chor, nahm Klavierunterricht und wurde glücklicherweise nicht von irgendwelchen Jungs abgelenkt.
Was begeistert dich an der Musik?
Ich liebe Musik, weil es dabei nicht um richtig oder falsch geht. Es geht darum, man selbst zu sein und sich selbst zu verstehen. Wenn ich Musik mache, fühle ich mich nicht verurteilt und mache mir keine Sorgen, ob ich dazugehöre. Ich sehe nur eine leere Leinwand voller Möglichkeiten und muss nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.
Ein paar Jahre später nahm ich an einem Kurs in Musik- und Sounddesign in Stuttgart teil. Rückblickend war dieses Jahr eines der einflussreichsten in meiner Karriere, obwohl mich ein nagendes Gefühl der Unzulänglichkeit dazu veranlasste, einen Umweg in meine anderen Leidenschaften zu machen, nämlich ein Studium der Biologie und Medizintechnik. Ich glaube, das Interessanteste am Leben ist, dass man ungeachtet des Wegs, den man einschlägt, immer am richtigen Ziel ankommt. Man muss sich nur treu bleiben.
Welchen Rat würdest du anderen Kreativen/Musikern geben?
Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ich gelernt habe, ist, an mich selbst zu glauben. Wenn ich nicht den Mut entwickelt hätte, meine Träume zu verfolgen, wäre ich nie so weit gekommen. Ich hatte großes Glück, dass den Leuten zudem meine Musik gefiel. Mein Song „Walk Away“ sowie mehrere andere wurden vom Radiosender in Newcastle gesendet.
Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?
Derzeit mache ich ein Praktikum bei Sonoton Music als General Music Assistant, während ich an meiner ersten EP arbeite. An einem typischen Tag entwickle ich Inhalte für den YouTube-Kanal des Labels, stelle Playlists zusammen oder bin im Studio.
Halbtags arbeite ich zudem als Komparsin in verschiedenen Serien und Filmen, die auf Netflix und Amazon Prime zu sehen sein werden. Ich versuche, meinen Lebensunterhalt auf eine Art und Weise zu verdienen, bei der ich neue Dinge erleben kann, sei es Schauspielerei, Musik oder das Drucken von Postern. In den letzten sechs Monaten war ich z. B. COVID-19-Testerin, Textilarbeiterin, Garderobenfrau, Rezeptionistin bei einer PR-Firma und Mitarbeiterin in der Dokumentenverarbeitung bei der Handelskammer. Außerdem habe ich als Set Runner und PA bei Constantin Film gearbeitet. Und jetzt bin ich froh, dass ich an den Wochenenden nach Nürnberg fahren kann, um für meinen ersten Auftritt nach COVID zu proben.
Ich habe auch ein kleines Unternehmen gegründet, das Menschen bei alltäglichen Aufgaben hilft, wie beim Aufräumen auf dem Computer oder Besorgungen. Aber mein Job als General Music Assistant war bisher der lohnenswerteste und ich hoffe, dass ich in Zukunft mehr von meiner Musik zeigen kann.
Why Schwan Locke?
I’ve been living in Schwan Locke for about 6 months now. I came here to pursue love, find inspiration and a sense of purpose. Living here has helped me realize not only how Munich is my Heimat (home), but it's also spurred me on to do what I love.
Living at Schwan Locke has made for easy-living, with a hectic schedule It means I can go to the gym here or hang out in the co-working areas where I meet a lot of other creative people. For the future I hope I can keep nourishing my dreams and pursuing my passion which is music.
Wie hat München dich inspiriert?
Für mich hat München meine Arbeit inspiriert. Es war eine lebensverändernde Erfahrung. Hier gibt es so viele großartige Erinnerungen, die unvergessliche Geschichten erzählen. Davon lasse ich mich beim Schreiben meiner Lieder inspirieren. München gibt dir all das zurück, was du hineinsteckst. Ich habe großes Glück, dass mir so viele Karrieremöglichkeiten geboten wurden. Und ich bin dankbar, dass ich meine Zeit hier investieren darf. Das letzte Jahr war eine Achterbahn der Emotionen voller persönlicher und musikalischer Meilensteine. Natürlich musste ich auch einige Rückschläge einstecken, aber so ist das Leben.
Was sind deine Lieblingsorte in München?
Ein Ort, der mich inspiriert, ist die Bavaria-Statue hier in der Nähe. Ich stehe gern früh auf, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Das ist mein Lieblingsort zum Nachdenken. Hier finde ich immer neue Inspiration. Die ganze Stadt hält mich auf Trab. Es gelingt ihr mit Leichtigkeit, mich zu inspirieren. Selbst die Straßennamen empfinde ich als positiv, wie Beethovenplatz oder Goetheplatz. St. Paul ist ebenfalls beeindruckend.
Als Sängerin und Songwriterin versuche ich, die Stadt in jedem Moment aus neuen Augen zu betrachten. Wenn man alles in sich aufnimmt und sein Bestes gibt, bekommt man noch bessere Ergebnisse, als man zu träumen gewagt hat. Die Stadt kann bittersüß sein, aber genau das macht sie so fesselnd. Ich versuche, auf dem Teppich zu bleiben und mich nicht vom Lärm der Stadt mitreißen zu lassen.